Samstag, 31. Januar 2009

Tourismus - Entwicklungsperspektive?

Leider konnte ich in den letzten Tagen keine Beitraege zu dem aktuellen Geschehen in Rio de Janeiro liefern. Der Grund ist ein kleine Urlaubsreise in Brasilien, genauer gesagt in den Nordosten.
Doch will ich jetzt nicht mit Urlaubsimpressionen langweilen, sondern lieber ein wenig ueber den Tourismus und seine Perspektiven fuer die wirtschaftliche Entwicklung dieser von Armut gepraegten Region Brasiliens nachdenken. Dieser Blog gibt mir die Moeglichkeit dies laut zu tun :)

Eine Station meiner Reise war Natal, die Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande de Norte. Derzeit leben rund 600.000 Menschen dort. Es ist also keine Millionenmetropole wie die anderen Staedte im Nordosten. Ein guter Freund von mir ist mit sechszehn Jahren von Natal nach Rio de Janeiro gezogen. Dies ist kein Einzelfall. Viele Medien berichten ueber die nationale Migration in Brasilien. Der Migrationsstrom zieht von Norden und Nordosten nach Sueden, genauer in die reichen Staedte, vor allem Rio de Janeiro und Sao Paulo. Dort erhoffen sich aber tausende "Einwanderer" wirtschaftliche Sicherheit, also Arbeit. Wie schwer die Lebensumstaende in diesen Millionenmetropolen sind, moechte ich hier nicht behandeln.
Die schlimmste Entwicklung erleben die Wanderarbeiter aus den noerdlichsten Bundestaaten, die auf den Zuckerplantagen im Hinterland von Sao Paulo arbeiten. Ein Seminartitel zu diesem Thema lautete "Moderne Sklaverei in Brasilien", allein diese Namensgebung laesst die prekaere Situation dieser Arbeiter erahnen und sollte natuerlich auch in die Diskussion ueber Biokraftstoffe einfliessen. Denn der Zucker wird ueberwiegend dafuer produziert.
Doch in diesem Post geht es um den Fremdenverkehr. Tourismus ist eine sehr personalintensive Branche, also wuerde er sehr viele Arbeitsplaetze schaffen und somit Sicherheit fuer diese Region. In unserem Fall, wuerde in Natal durch diese Arbeitsplaetze der Migrationsstrom gebremst und das "Zuwanderungsproblem" etwas entschaerft. Auch hat Natal einige passenden Straende hierfuer. Der Entwicklung dieser Stadt scheint also nichts im Wege zu stehen.
Auf der Strandpromenade wurde ich auf ein Schild aufmerksam, das an die Investitionen der Weltbank erinnert, welche halfen den Grundstein fuer die touristische Nutzung zu legen.
Der wirtschaftlichen Entwicklung zum Tourismus steht also nichts im Weg. Viele "Natalaner" warten gerade nur darauf Gaeste zu empfangen. Deswegen werden auch am Strand fleissig Hochhaeuser gebaut um alle Besucher unterzubringen. Natal ist in Brasilien bereits ein beliebtes Urlaubsziel.
Doch liegt ein weiterer Schatten ueber der Tourismusbranche. Urlaub ist eine Sache auf die man verzichten muss, wenn die wirtschaftliche Gesamtsituation schlecht ist. Genau diese liegt gerade vor. Durch die steigenden Energiekosten werden auch Fernreisen immer teurer. Es kann also dazu fuehren, dass der Touristenstrom ausbleibt und somit die wirtschaftliche Entwicklung gefaehrdet ist. Erschreckend bei unserem Beispiel Natal ist, dass es in der Stadt kaum andere Wirtschaftszweige gibt. Wie sollen also die Lebensumstaende der Menschen dort verbessert werden, wenn der einzige Wirtschaftszweig keine Gewinne mehr bringt?

Leider muss ich hier meinen Gedankenstrom abbrechen, weil erstens meine Zeit im Internetcafé zu Ende geht und zweitens sicherlich einige Punkte in diesem Diskurs genauer erlaeutert werden muessen. Ueber Kritik und Verbesserungsvorschlaege bzw. Hinweise auf Fehlinterpretationen freue ich mich natuerlich.

Viele Gruesse aus dem Nordosten Brasiliens
Michael

2 Kommentare: