Donnerstag, 22. Januar 2009

Das grosse Aufraeumen

Mit der Wahl des neuen Buergermeisters, Eduardo Paes, hat das grosse Aufraeumen in Rio de Janeiro begonnen. Die Aktion heisst „Choque de Ordem“ (Ordnungsschock). Das ehrgeizige Ziel der Aktion ist die oeffentliche Ordnung im Zentrum und der Zona Sul in Rio wiederherzustellen. Die Aktion richtet sich gegen alles, was das schoene Stadtbild zerstoert. Der Verantwortliche fuer die Koordination der verschiedenen Aktionen ist Rodrigo Bethlem, der Spezial-Sekretaer fuer Ordung, welcher von Eduardo Paes eingesetzt wurde.
Eine detallierte Beschreibung aller Aktionen wuerde den Rahmen dieses Blogs sprengen. Doch gehen die Stadtbeamten (Guarda Municipal) in erster Line gegen illegale Geschaefte vor. Welche bis jetzt das Stadtbild von Rio de Janeiro wesentlich mitpraegen.
Es gibt in Rio kaum eine Ecke, an der man keinen Verkaeufer von Suessigkeiten findet. An den Straenden herrscht ein ausgezeichneter Service, jede Minute kommt ein fliegender Haendler vorbei und bietet Getraenke, Snacks, Sonnenbrillen oder aehnliches an. Im Zentrum gibt es zahlreiche kleine mobile Kioske, welche Hamburger, Hot Dogs, usw. verkaufen. Des weiteren gibt es in der Naehe des zentralen Verkehrskontenpunktes (Central do Brasil) ganze Strassenzuege, in denen man billige Kleidung, Schmuck, CDs und Elektrowaren kaufen kann. All diese Geschaefte sind jedoch nicht angemeldet und somit fuer die "Unordnung" in Rio de Janeiro verantwortlich.
Bei einer Polizeiaktion in der vor allem Suessigkeiten und Getraenke konfisziert wurden, begangen die Haendler zu demonstrieren. „Wir wollen Arbeit!“, riefen sie. Und auch einige Tageszeitungen schrieben in ihren Kommentaren, dass die Aktion nur sinnvoll ist, wenn Alternativen fuer die Haendler angeboten werden.
Aber nicht nur die Haendler sind vom „Choque de Ordem“ betroffen, auch illegale Bauten wurden von Ordnugskraeften eingerissen. Doch auch hier scheint die Aktion, sinnlos zu sein, denn nachdem sich die Beamten zurueckzogen, wurde von Ortsansaessigen das Baumaterial eingesammelt um vermutlich wieder an einem anderen Ort verwendet zu werden.
„Es gleicht Eis zu trocknen“, titelte die Zeitung „O Globo“ am 07. Januar. Ein Beispiel fuer die Schwierigkeiten, durch einen solchen Ordnugsschock tatsaechlich Ordnung zu schaffen, ist das nun taeglich gewordene Katz-und-Maus-Spiel zwischen den weissen Bulli-Bussen, an der Copacabana und den Beamten und ihren Abschleppwagen. Die weissen Bulli-Busse dienen den fliegenden Haendlern am Strand als Lager. Normalerweise wurden sie tagelang am Strand geparkt, doch seit Beginn des Jahres, schleppt die Polizei regelmaessig alle Bulli-Busse ab, doch am naechsten Tag stehen wieder andere Kleinbusse da. Seit zwei Wochen berichten die Zeitungen ueber diese nun taegliche Zeremonie.
Eher uninteressant und meist nur in einem kleinen Artikel, wird ueber die Auswirkungen des „Choque de Ordem“ fuer die Obdachlosen berichtet. Das Thema Strassenkinder wurde bis jetzt noch nicht erwaehnt! Die Zeitung „O Globo“ berichtete am 7. Januar 2008, dass die Stadtverwaltung zusaetzliche 300 Plaetze fuer Obdachlose in Heimen bereitstellen will. Derzeit existieren rund 2000 Plaetze. Interessant ist jedoch das diese alle von NGOs finanziert sind. Es gibt bis jetzt also kein einziges staatliches Bett fuer einen Obdachlosen.Genauso wenig wie es wirkliche Alternative fuer diesen Teil der Bevoelkerung gibt, vermerkte ebenfalls die Zeitung „O Globo“
Ich moechte diesen kurzen Pressespiegel mit einer einsichtigen Pressemiteilung von Eduardo Paes, dem neuen Buergermeister von Rio de Janeiro, abschliessen. „Es wurde bis jetzt kaum ein Problem geloest. Dies ist die ganze Wahrheit“ (O Povo do Rio: 19.01.2008 Seite 3)

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